„Rückschläge gehören einfach mit dazu“

Multipreneurin Marina Zubrod

L1009435

Marina, du hast ja nicht nur ein Unternehmen, sondern bist Multipreneurin. Was genau machst du denn alles?

Ich besitze und betreibe eine Unternehmensgruppe in meiner Wahlheimat Hamburg in den Bereichen E-Commerce, Unternehmensberatung und Startup Beteiligungen. Die Gruppe umfasst circa sieben Firmen, von denen die meisten zu 100 Prozent mir gehören. Dies ist alles organisch und ohne Investoren aus den Unternehmenseinnahmen gewachsen. Zu meinen Beratungskunden gehören große Unternehmen wie BioNTech oder Rotkäppchen, meine eigenen Marken sind im Lifestyle Bereich, unter anderem die Naturkosmetikmarke Matica Cosmetics oder der Female Online Shop preity.

Wann hast du dein erstes Unternehmen gegründet?

Theoretisch habe ich schon mit 17 gegründet, als ich die ersten wilden Geschäftsidee hatte. Praktisch habe ich 2018 meine erste eigene Firma gegründet, die heute die Muttergesellschaft der Unternehmensgruppe ist.

Als Gründerin läuft nicht immer alles wie geplant. Wie gehst du mit beruflichen Rückschlägen um? 

Mit beruflichen Rückschlägen halte ich mich so wenig wie nötig auf. Ich betrachte Rückschläge und negative Situationen als Erlebnisse, die mit dazu gehören, die jedoch keine Energie von mir fressen dürfen. Vor allem, weil ich mir das zeitlich gar nicht leisten kann und ich nicht in ein emotionales Tief fallen will. Ich lebe und arbeite mit viel Zuversicht und Stärke, was mir hilft, Niederlagen schnell und lösungsorientiert zu verarbeiten.

Welche Tipps hast du für andere Gründerinnen – und welchen Tipp hättest du selbst gerne gehabt?

Prinzipiell rate ich jeder Gründerin, sich auf die eigene Intuition und Stärken zu verlassen. Das private und berufliche Umfeld hat viele Meinungen, einige Menschen projizieren ihre Unsicherheiten auf einen selbst, und man darf nicht zulassen, dass dies einen zu sehr beeinflusst. Ich habe irgendwann aufgehört, meine Erfolge, Misserfolge und Ideen zu sehr zu teilen, weil die Meinung anderer mich nur verwirrt und aufgehalten hat. Wenn ich einen Rat brauche, frage ich gezielt in meinem Umfeld, teile jedoch nicht inflationär alles mit allen. Mit meiner Energie und Zeit richtig zu haushalten ist mein oberstes Ziel; das musste ich auch erst lernen.

Frauen-schwarz-solo

Du sprichst in mehreren Interviews über Gleichberechtigung in der Partnerschaft. Hat sich durch deine Mutterschaft dein Blick auf das Thema Feminismus verändert?

Bevor ich Mutter wurde, dachte ich, dass jede Frau selbst entscheidet, gleichberechtigt in dieser Welt zu leben. Leider ist dem nicht so. Ich musste erst Mutter werden, um meine Meinung zu ändern. Es muss sich in den Köpfen der Menschen noch einiges tun, sodass jede Frau und Mutter die besten Chancen hat, so zu leben und zu arbeiten, wie sie es sich wünscht. Und nicht nur in den Köpfen der Männer, sondern auch in denen der Frauen muss sich etwas tun! Mütter sind die effizientesten, empathischsten und zuverlässigsten Mitglieder unserer Gesellschaft. Es ist mir ein Rätsel, weshalb diese so wertvollen Menschen so wenig geschätzt werden - privat und beruflich.

Bist du als Unternehmerin oft Vorurteilen begegnet?

Die Situationen sind so zahlreich, ich habe aufgehört, darüber Buch zu führen. Ich erlebe bis heute Momente, in denen ich meinen Mann, der auch innerhalb meiner Unternehmensgruppe tätig ist, vorschicke, damit er die Dialoge für mich führt. Das mache ich nicht, weil ich keine Lust auf die Konfrontation habe, sondern weil es immer noch vorkommt, dass mein Gesprächspartner mich als Geschäftsfrau eindeutig nicht ernst nimmt. Diesen Situationen gehe ich unter bestimmten Umständen gerne aus dem Weg, denn ich investiere meine Energie ausschließlich gewinnbringend. Ich weiß leider genau, wann es sich lohnt, zu kämpfen, und wann es sich lohnt, auszuweichen.

Woher kennst du IN FRAUENHAND?

Durch Instagram bin ich auf Cathy und ihre großartige Gründung aufmerksam geworden. Kurzerhand habe ich sie angeschrieben und meinen Support angeboten. Dadurch entstand eine wunderbare Partnerschaft. Ich unterstütze sie als Beiratsmitglied mit meinen Ressourcen, meinem Kontaktbuch und meiner Zeit, vor allem jetzt in der sehr heißen Launch-Phase.

Warum ist eine Plattform, die Gründerinnen verbindet, so wichtig?

Die Sichtbarkeit von Unternehmen in Frauenhand ist in Deutschland nicht sehr hoch, gemeinsam müssen wir dies ändern. Ein Siegel wie IN FRAUENHAND bedeutet eine höhere Sichtbarkeit und Reichweite. Es ist eine Möglichkeit für uns Frauen, unser Eigentum nach außen hin präsenter zu machen und stolz zu zeigen. In den USA oder in Großbritannien ist dies bereits so populär, dass Unternehmen in Frauenhand das entsprechende Siegel auf allen Werbemitteln verwenden.

Worin unterscheiden sich Unternehmen, die von Frauen geführt werden, von männergeführten Unternehmen?

Von Frauen gegründete Unternehmen sind häufig mehr auf Profitabilität und Langfristigkeit ausgelegt. Es sind seltener Investoren involviert, und die Produkte sind häufiger von Frauen für Frauen gedacht. Insgesamt denke ich nicht, dass das eine besser oder das andere schlechter ist. Ich wünsche mir einfach für alle dieselben Bedingungen und Erfolge. Hier hilft das Siegel IN FRAUENHAND maßgeblich.

Das Interview führte Cornelia Achenbach.