Wie kluge Kaufentscheidungen für mehr Gleichberechtigung sorgen

Interview mit „IN FRAUENHAND“-Gründerin Cathy Lieberei

InFrauenhand_InterviewCathy_1

Unternehmen sichtbar zu machen und zu vernetzen, die im Eigentum frauengeführt sind – das ist die Idee der Plattform IN FRAUENHAND. Gründerin Cathy Lieberei erläutert im Interview, wie die Seite funktioniert, wer bereits mitmacht, und wie IN FRAUENHAND eine Bewegung werden soll.

Cathy, wie bist Du auf die Idee gekommen, IN FRAUENHAND zu gründen?

Ich war zwölf Jahre lang in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit tätig, unter anderem in Tunesien, Marokko und Madagaskar; insofern habe ich mich schon länger mit ungerechter Ressourcenverteilung und wirtschaftlicher Förderung von Frauen beschäftigt. Aber erst seitdem ich selbst berufstätige Mutter bin, ist mir aufgefallen, wie benachteiligt Frauen auch in Deutschland sind.

Warum ist eine Plattform wie IN FRAUENHAND denn nötig? Verbraucher*innen können doch auch jetzt schon einfach gezielt bei Unternehmen von Frauen einkaufen?

Die muss man aber erst einmal finden! Einfach danach zu googlen führt zu wenigen Treffern. Selbst die Angaben im Impressum einer Firmenseite sagen nicht unbedingt etwas über die Eigentumsverhältnisse aus. Und darum soll es ja gehen: Unternehmen IM EIGENTUM von Frauen* zu unterstützen. Institutionen und Initiativen, die Frauen in Führungspositionen fördern, gibt es bereits einige – die sind ebenfalls extrem wichtig und notwendig. Aber um die Eigentumsfrage definitiv zu klären, müsste man beispielsweise zuerst im Handelsregister nachschlagen, was ziemlich mühselig ist. Wer macht das schon? Da geht es doch schneller über unsere Seite.

Wie genau funktioniert IN FRAUENHAND?

Wir bieten eine nach Branchen und Orten sortierte Plattform, auf der Frauen ihr Unternehmen selbst darstellen können. Im Sinne einer Affiliate-Plattform gelangen Verbraucher*innen dann über einen Link direkt in den Shop der Unternehmerin und können dort einkaufen. Dabei fangen wir erst einmal klein an und haben einige Unternehmerinnen aus den Bereichen Lifestyle, Fashion, Wohnen und Food an Bord. Unsere Vision ist es jedoch, dass branchenübergreifend Unternehmen im Eigentum von Frauen bei uns mitmachen, sei es aus der Industrie, dem Handwerk, der Agrarwirtschaft oder den Bereichen Energie und Umwelt.

Alle Unternehmen, die bei uns mitmachen, müssen zu mindestens 51 Prozent im Eigentum von Frauen sein und von ihnen strategisch geführt werden. Dabei denken wir aber intersektional und wollen ganz sicher keine White-feminism-Bewegung sein. Diversität ist unbedingt erwünscht. Und um das hier einmal klarzustellen: Auch in der Managementstruktur des Unternehmens sind Männer ausdrücklich willkommen. Aber eben nicht als Mehrheitseigentümer und Mehrheitsentscheider. 

Über unsere Plattform Unternehmen zu entdecken und im Magazin mehr über sie zu erfahren, ist aber nur der eine Punkt. Auf der anderen Seite verleihen wir ja auch eine Lizenzmarke, so dass im Eigentum frauengeführte Unternehmen unabhängig von der Plattform erkannt werden. Meine Vision ist, dass Verbraucher*innen beim Gang durch die Innenstadt an Schaufenstern das IN FRAUENHAND Siegel sehen und dann wissen, dass dieses Geschäft im Eigentum frauengeführt ist. Oder: Man sieht zum Beispiel eine Werbung auf Instagram für ein Produkt, geht dann auf die Homepage des Unternehmens und sieht da das IN FRAUENHAND Siegel im Footer. 

InFrauenhand_InterviewCathy_2

Ganz naiv gefragt: Warum ist es so wichtig, im Eigentum frauengeführte* Unternehmen zu unterstützen?

Dazu muss man sich damit beschäftigen, welchen Einfluss Verbraucher*innen durch Geld haben, und warum es so wichtig ist, dass sich gerade beim Thema Eigentum etwas verändert. In der Wirtschaft, in der Wissenschaft, in der Nachfolge bei Familienunternehmen – überall ist die Frauenquote miserabel. Und das größte Problem ist, dass Frauen zu wenig Besitz haben. Sie haben zudem weniger finanzielle Ressourcen und weniger Netzwerke. Aber wenn du eine Frau unterstützt, die bereits ein Unternehmen hat,– wenn du ihr hilfst, wirtschaftlich erfolgreich zu sein, dann hat sie mehr Mitspracherecht und Möglichkeiten, selbst Ressourcen umzuverteilen, um beispielsweise als Investorin für andere Unternehmen von Frauen aufzutreten. Generell gilt: Wer in Frauen und ihre Unternehmen investiert, investiert automatisch in eine diversere und nachhaltigere Wirtschaft.

Wie kann man bei IN FRAUENHAND mitmachen?

Unter „Mach mit“ auf unserer Plattform gibt es einen Bewerbungslink, dort können sich interessierte Unternehmerinnen eintragen. Wir prüfen dann die Berechtigung und melden uns. Um uns zu finanzieren, gibt es einen Jahresbeitrag, der abhängig ist von der Unternehmensgröße. Aber im Grunde kann jede Frau, die mehrheitlich ein Unternehmen besitzt, mitmachen! IN FRAUENHAND soll ja in erster Linie eine Verbraucher*innen-Bewegung sein. Es sind die eigenen Kaufentscheidungen, die viel bewegen können. Unser Kampagnen Motto lautet: BELIEVE IN WOMEN - BUY WOMEN MADE! Also Leute, macht mit! Ihr könnt hier echtes Female Empowerment leben und aktiv etwas bewirken.

Das Interview führte Cornelia Achenbach.